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Die Entwicklung des Feuerlöschwesens in den 1920er und frühen 1930er Jahren

Aus der Sicht des Brandschutzes rückblickend betrachtet, stellen sich die 1920er Jahre in Deutschland als Jahre unkoordinierter Vielfalt dar. Republikweit einheitliche Regelungen, insbesondere auch auf rechtlicher Ebene, fehlten. Der Feuerschutz war Aufgabe der Länder und allenfalls die Rahmenbedingungen waren landesgesetzlich geregelt. Die konkreten Zuständigkeiten lagen bei den Gemeinden. Diese agierten je nach kommunalpolitischer Interessenlage, der jeweiligen Haushaltssituation sowie dem Engagement der Fürhungsverantwortlichen der Feuerwehren höchst unterschiedlich und eigensinnig. Inflation und Weltwirtschaftskrise trugen zur Verschärfung der finanziellen Lage bei.

Unter dem Primat der Ausgabenvermeidung scheuten viele Gemeinde vor den in Feuerwehrkreisen aufkommenden Überlegungen zur Vereinheitlichung von Fahrzeugen und Ausrüstungen zurück. Die Chancen, die die Großserienfertigung standardisierten Geräts auch unter haushalterischen Gesichtspunkten geboten hätte, wurden offenbar nicht gesehen. Man trieb den Luxus eines kommunalen Individualismus soweit, dass Feuerwehrfahrzeuge nicht als Komplettfahrzeuge erworben wurden, sondern in Einzeöteilenm gebaut und in eigenen Werkstätten montiert wurden. Andere ließen sich von einem der zahlreichen Löschgerätehersteller ihre eigenen "Erfindungen" produzieren.

Ein weiterer Kostenfaktor für die Kassen der Städte und Gemeinde war ohne Zweifel die oftmals notwendige Professionalisierung der Feuerwehren. Die Lücken an feuerwehrtauglichen Männern, die der Krieg geschlagen hatte, waren spürbar. Die angespannte wirtschaftliche Lage, dürfte ebenfalls dazugeführt haben, dass sich die Bürger, die für ein Feuerwehr-Ehrenamt hätten gewonnen werden können, der eigenen Existenzsicherung den Vorragng gaben. Eine deutliche Zunahme der Berufsfeuerwehren war die Folge. Der damit einhergehende Wettbewerb zwischen ehrenamtlichen und hauptamtlichen Feuerwehrleuten sowie daraus resultierende Motivationsverluste auf Seiten der Freiwilligen dürften ein Übriges zur Verschärfung der Situation beigetragen haben.

Vor diesem Hintergrund entwickelte sich seit Ende der Ersten Weltkriegs eine Fachdiskussion über neue Herausforderungen des Brandschutzes. Insbesondere die mit dem Aufbau von Luftstreitkräften mögliche Ausweitung eines Krieges auf zivile Ziele wie Wohngebiete oder Industrieanlagen bereitete den Fachleuten Sorgen. Gleiches galt für die Entwicklungen auf dem Gebiet der chemischen Kriegsführung, von denen ebenfalls eine zunehmende Gefährdung der Zivilbevölkerung ausging.

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